Kinder im Straßenverkehr haben Vorrang

von Astrid Bialluch-Liu, Bezirksverordnete

Auf Initiative der Grünen findet sich in der Zählgemeinschaftsvereinbarung für Tempelhof-Schöneberg der Passus, mehr für die Verkehrssicherheit für Fußgänger_innen und Radfahrer_innen insbesondere für besonders Schutzbedürftige, sprich Kinder, zu tun. Anfang letzten Jahres gab es besorgniserregende Vorfälle vor Grundschulen  wie z.B. an der Werbellinsee Grundschule. Schülerlotsen wurden bei ihrer Tätigkeit beinahe über den Haufen gefahren.

Viele Verkehrsteilnehmer_innen sind immer rücksichtsloser auf den Straßen unterwegs. Zusätzlich sorgen Elterntaxis regelmäßig für chaotische Situationen vor den Schulen. Doch das Anordnen von Verboten hilft hier nicht weiter – sie werden ohnehin regelmäßig missachtet.

Die Grüne Fraktion brachte aus diesem Grunde einen sehr detaillierten Antrag zur Schulwegsicherheit Anfang letzten Jahres in die BVV ein, der nach Beratung im Schul- und Verkehrsausschuss im April 2017 beschlossen wurde. Denn der Bezirk Tempelhof-Schöneberg ist als Schulträger in der Pflicht, für sichere Schulwege zu sorgen, da die Kinder aufgrund der Schul- und Anwesenheitspflicht an einen bestimmten Ort zur Schule gehen müssen.

Der Straßenverkehr ist auf Erwachsene ausgerichtet, nicht auf Kinder, die eine andere Perspektive auf den Verkehr haben. Verkehrsschilder sind aus ihrer Sicht zu hoch angebracht, um wahrgenommen zu werden. Parkende Pkw versperren den Kindern beim Überqueren der Straße den Überblick und verhindern, dass sie von den Autofahrern gesehen werden.

Nur auf den ersten Blick scheint erstaunlich, dass sich gerade die Autoindustrie (z.B. BMW, Daimler) und diesem Industriezweig nahe stehende Verbände und Wirtschaftsunternehmen (z.B. ADAC, Aral, Shell) im Bereich der Verkehrserziehung (education) engagieren. So lässt sich ein kinderfreundliches Image aufpolieren, ohne Eingriffe in die „Freiheit der Autofahrer“ zu befürchten. Es ist zweifelhaft, ob von solchen Institutionen geförderte Verkehrserziehung umweltorientiert und dem motorisierten Verkehr kritisch gegenüber steht.

Unbestritten ist Verkehrserziehung ein Teil der Maßnahmen, die der Verkehrssicherheit dienen. Viele Studien und Statistiken haben aber deutlich gezeigt, dass eine Reduzierung der Unfälle mit Kinderbeteiligung am effektivsten mit der kindgerechten Umgestaltung der Straße zu erreichen ist. Insbesondere, wie im Antrag der Grünen Fraktion gefordert, durch bauliche Maßnahmen (engeneering) wie z.B. das Anbringen von Bodenschwellen, Gehwegvorstreckungen, Aufpflasterungen von Straßenabschnitten, Verengung der Fahrbahnen oder Einrichtung von Sackgassen.

Mit unserer grünen Stadträtin für Verkehr Christiane Heiß wird sicherlich noch in dieser Wahlperiode viel an baulicher Veränderung auf den Straßen in Tempelhof-Schöneberg sichtbar werden.

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